Château Seguin

Wir haben ein Problem: Der grandiose 2016 Château Seguin begeistert uns restlos. Für uns war schon bei der Fassprobe klar, dass der in seiner schönsten Genussphase zu einer 20-Punkte-Legende wird. Seit der Füllung haben wir den Wein schon diverse Male nachverkostet, was unsere Meinung nur noch verstärkt hat. Und jetzt kommt doch Denis Darriet und bringt uns einen Wein - den «La Goutte rouge 2016» - der auf einem speziellen Terroir auch auf seinem Weingut gewachsen ist. Und der ist ganz klar noch raffinierter, noch um Nuancen komplexer, noch feiner und gleichzeitig konzentrierter. Was sollen wir jetzt anderes tun, als diese Tatsache einfach zu akzeptieren... Eine so grandiose Weinlegende können wir ja nicht ablehnen, nur weil es nach menschlichem Ermessen nicht möglich ist, dass ein Weingut, das bereits einen perfekten Wein abgeliefert hat, ein paar Jahre später vom gleichen Jahrgang einen noch besseren bringt. Max Gerstl: Meine Nase hat den Duft noch gar nicht richtig erfasst, und schon habe ich eine wohlige Gänsehaut auf dem Rücken, Feinheit und Eleganz dieses Duftes sprengen jedes Vorstellungsvermögen. Da sind edelste Aromen ohne Ende versammelt, in einer Komplexität und Fülle, die jeder Beschreibung spottet. Am Gaumen zeigt sich ein Wein von vollendeter Schönheit, die massenhaft vorhandenen Tannine sind weich wie Samt und Seide. Köstlich süsses Extrakt und frische, rassige Frucht bilden eine vollendete Einheit, die Konzentration ist enorm, aber der Wein wirkt hyperelegant und belebend. Sagenhaft, wie der schwerelos über die Zunge tänzelt, das ist ein aromatischer Höhenflug der Sonderklasse, ein Wein, den man gekostet haben muss, weil er sich letztlich in seiner Vollendung jeder Beschreibung entzieht. Da schlummert eine Weinlegende einer grossen Zukunft entgegen. Der Wein bietet auch jetzt in seiner Jungweinphase schon Hochgenuss, ich würde empfehlen, ihm einen Abend zu widmen; das, was er jetzt zeigen kann, zu ergründen und zu geniessen. Danach ist es einfacher, zu entscheiden, ob man davon ein paar Flaschen im eigenen Keller reifen lassen möchte. Achtung! In der Jungweinphase sollte man ihn nicht dekantieren, er verschliesst sich mit viel Luft. Lobenberg: 2016 erst gelang Denis hier die Perfektion, alle Vorjahre der zwei Mikro-Vinifikationen reichten ihm nicht. Aber 2016 war der Stolz des Hauses endlich geboren, die sehr simpel «La Goutte rouge» getaufte Cuvée Denis Darriet. Vorbilder waren La Mission Haut Brion, Vega Sicilia Unico und Tondonia Gran Reserva. Was unterscheidet diesen Wein nun vom normalen Seguin 2016? Durch den deutlich längeren Ausbau ist er trotz neuen Holzes klar weicher und weiter entwickelt, dabei fast dratisch fein und elegant, seidig schwebend. Gleichzeitig ist dieser 2016er aus Denis Parade-Jahr so unglaublich intensiv und aromatisch. Leichtfüssig und superkonzentriert zugleich. Genial in allen Einzelteilen. Habe ich schon oft einen besseren Wein aus Pessac-Léognan probiert? Ich glaube nicht, ich bin hin und weg. Wer einen schon einigermassen trinkreifen, aber immer noch jugendlichen La Mission Haut Brion oder eher noch einen stylistischen Carmes Haut Brion zu einem Drittel des Preises bei gleicher Qualität probieren möchte: Here we are! Zurücklehnen und träumen. Grosser, sinnlich feiner Traumstoff!